Weinherstellung in Vižinada von der Antike bis zur Gegenwart
Archäologische Stätten und verschiedene historische Aufzeichnungen zeigen uns, dass Vižinada seit prähistorischen Zeiten besiedelt war. Von der Antike über das Mittelalter bis heute hat es als authentische istrische Siedlung in einem einzigartigen geografischen Gebiet und Klima mit autochthoner Produktion überlebt, welche von seinen Bewohnern seit Generationen durch Familientradition gepflegt wird. Eines der erkennbaren Merkmale von Vižinada ist die lange Geschichte der lokalen Weinherstellung, die sich parallel zu Volksbräuchen, historischen und wirtschaftlichen Umständen und der Entwicklung neuer Technologien entwickelte.
Das Gebiet von Vižinada liegt auf hügeligem Gebiet, das von Tälern und zahlreichen Quellen und Wasserläufen durchzogen ist. Die geomorphologische Beschaffenheit seines Bodens hat sich im Laufe der Jahrhunderte nicht wesentlich verändert und er war schon immer für die Entwicklung verschiedener landwirtschaftlicher Nutzpflanzen geeignet. Die größte Aufmerksamkeit wurde jedoch immer dem Anbau von Oliven und Weinreben gewidmet, sowohl für den persönlichen Gebrauch als auch für den Handel.
Vižinada liegt seit der Antike an einer strategisch wichtigen Wegekreuzung. Durch dieses Gebiet verlief die Via Flavia, die wichtigste antike Straße, welche drei römische Kolonien in Istrien – die heutigen Städte Triest, Poreč und Pula – verband.
Der Weinbau und die Weinherstellung in Vižinada werden bereits in mittelalterlichen schriftlichen Quellen erwähnt, und im 17. Jahrhundert werden sogar 15 in dieser Gegend vorkommende Weinsorten erwähnt. Der Arzt und Historiker aus Triest, Prospero Petronio (1608-1688), beschreibt Vižinada in seinem Werk Delle memorie dell’Istria, sacre e profane (1681) als „einen Ort voller gesunder Luft und gutem Land, wo neben Getreide und anderem, auch in großen Mengen hervorragender Wein angebaut wird.“
Im 18. Jahrhundert wurde hier verstärkt Wein verkauft. Die Weinberge umfassten damals fast 600 Hektar der Gemeinde, und die Produktion überstieg den lokalen Bedarf, weshalb der Überschuss hauptsächlich in Triest verkauft wurde.
Im 19. Jahrhundert kam es in Istrien zu einer schweren Krise im Weinbau. Schädlinge und Krankheiten bedrohten den Anbau zahlreicher Rebsorten. Im Kampf ums Überleben investierte die Landwirtschaftsinstitution Poreč in die wissenschaftliche Forschung und die Ausbildung der Bevölkerung in der Landwirtschaft und führte zahlreiche Innovationen ein. Damit wurden alten Bräuche für immer aufgegeben und der Weinbau, wie wir ihn heute kennen, entwickelte sich weiter.
An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert folgte eine völlige wirtschaftliche Erholung der wiederhergestellten Weinberge und damit verbunden der Aufschwung des Weinhandels. Dazu trug zweifellos der Bau der Eisenbahnlinie Triest-Poreč bei, die auch als Parenzana oder „Weingleise“ bekannt ist und die auch durch Vižinada führte.
Zu Beginn dieser neuen Ära des istrischen Weinbaus, in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts, schrieb Don Michele Facchinetti in seiner Publikation über Vižinada als eines der weinbaureichsten Gebiete der istrischen Provinz, das „ausgezeichneten Wein mit hohem Alkoholgehalt und einer ausdrucksstarken Farbe herstellt.“
Zu dieser Zeit stellten Weinberge neben Vieh die größte Einnahmequelle für die Einwohner von Vižinada dar, und Wein spielte auch in den Volksbräuchen eine wichtige Rolle. Zum Tag des Schutzpatrons von St. Jeronimo, Facchinetti beschreibt das Treffen der Einheimischen als „ein fröhliches Treffen, das in einer unbeschwerten Atmosphäre stattfindet, wenn Freunde für ein Paar Stunden zusammenkommen, im Gras liegen und eine herzhafte Mahlzeit und ein erfrischendes Getränk zu sich nehmen, während die Kinder fröhlich herumspringen.“ …“ Über diesen Volksbrauch in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg schreibt der in Vižinada geborene A. Fragiacomo: „Während der Pausen des Orchesters wurde der berühmte Wein aus Vižinada reichlich getrunken, damit die Musik und der Tanz noch spannender und dynamischer wurden.“
Die Wiederbelebung des istrischen Weinanbaus im 20. Jahrhundert brachte auch eine bedeutende Veränderung mit sich – während früher etwa 90% der Weinberge mit schwarzen Sorten belegt waren, drehte sich das Verhältnis ab der Mitte des 20. Jahrhunderts zugunsten weißer Sorten, hauptsächlich weißer istrischer Malvasia. Aber auch ausländische Sorten wie Weiß- und Grauburgunder, Traminac, Cabernet Sauvignon, Weißer Muscat, Semillon, Muscat Rose und andere schneiden sehr gut ab.
In den 1990er-Jahren schlossen sich Winzer im Verein Vinistra zusammen, der es kleinen Winzern ermöglichte, nach und nach die Weinszene zu erobern. Die Qualität des Weins wuchs weiter und es kamen Anerkennungen aus dem Ausland. Die erste bedeutende Anerkennung kam genau in Vižinada vor – Marijan Armans Malvasia war der erste istrische Malvasia, der 2010 beim internationalen Weinwettbewerb und der Ausstellung Vinitaly in Verona die Grosse Anerkennung (Gran Menzione) gewann. Mittlerweile sind die Winzer von Vižinada zu unverzichtbaren Teilnehmern verschiedener nationaler und internationaler Weinbewertungen geworden und haben weiterhin Medaillen und Anerkennungen gewonnen, was ihre Bedeutung als Weinbaugebiet Istriens bestätigt.
Durch jahrhundertelange geografische und gesellschaftspolitische Veränderungen und die Herausforderungen der Natur ist es den Bewohnern von Vižinada gelungen, diesen Ort in seiner authentischen Form zu bewahren. Er ist wie geschaffen, um die Gaben des Landes und der Weinberge zu genießen, die durch menschliches Wissen, Willen und Liebe zur Tradition perfektioniert wurden. Hier ist der Beginn der immer weiter entwickelnden Weingeschichte Istriens.